Die Rebsorten des Wallis

Anne-Do Zufferey, Direktorin des Walliser Weinmuseums, stellt uns die Rebsorten des Wallis vor:


 

Das Wallis ist eine der europäischen Weinregionen mit der grössten Rebsorten-Vielfalt.

Rund 100 Rebsorten sind autorisiert, 50 davon haben Anrecht auf die Appellation d’Origine Contrôlée (kontrollierte Ursprungsbezeichnung).

Diese grosse Vielfalt an Rebsorten ist nicht gleichmässig verteilt. Es gibt vier Hauptsorten, die zusammen zwei Drittel der Walliser Produktion ausmachen, nämlich: Chasselas, den man im Wallis Fendant nennt, Pinot Noir, Johannisberg (alias Sylvaner) und Gamay.

Es gibt auch eine Gruppe von einheimischen (sogenannt autochthonen) Sorten, die sehr geschätzt werden. Die bekanntesten unter ihnen sind Cornalin und Petite Arvine, aber auch Resi, Humagne Blanche, Humagne Rouge oder Lafnetscha. Diese Rebsorten wurden im Moment der Krise und der Einführung der AOC in den 1990er-Jahren wiederentdeckt. Ihre Renaissance entsprach auch der Notwendigkeit, sich von der Konkurrenz aus der restlichen Welt abzugrenzen. So wurde den Wallisern bewusst, welchen historischen Reichtum ihr Weinbauerbe beinhaltet.

Die dritte Kategorie umfasst die internationalen Rebsorten. Sie sind sehr in Mode und werden weltweit angepflanzt. Die bekanntesten – und im Wallis am meisten im Aufschwung – sind Syrah und Chardonnay. Das Wallis wird von der Rhone durchflossen, so macht die Entwicklung der Syrah, die im französischen Rhonetal stark präsent ist, durchaus Sinn. Das Wallis ist auch eine Region, die dem Burgund nahesteht und von ihm beeinflusst wird. So ist es kein Zufall, wenn die beiden Burgunder Hauptsorten im Wallis ebenfalls gut vertreten sind. 

Dann gibt es noch eine vierte Rebsortenfamilie, diejenige der Neuzüchtungen aus den landwirtschaftlichen Forschungsanstalten wie etwa Garanoir, Diolinoir oder Doral. Am Anfang dieser Forschungsarbeiten stand einerseits die Suche nach Rebsorten, die widerstandfähiger gegen Echten und Falschen Mehltau sind und dadurch weniger Behandlungen mit Spritzmitteln benötigen. Andererseits wollte man die Farbe der Weine verstärken, denn zur gleichen Zeit wurde die Verwendung von ausländischen Weinen zu diesem Zweck nicht mehr autorisiert.

Die grosse Rebsorten-Vielfalt im Wallis bietet zahlreiche Vorteile. Die Konsumenten können vom Aperitif bis zum Dessert Walliser Weine servieren, finden unter den Walliser Weinen die idealen Begleiter zu allen möglichen Speisen oder können Walliser Süssweine degustieren, die in ganz Europa anerkannt sind.

Ein Nachteil betrifft den Export. Die Schweiz exportiert sehr wenig Wein, produziert sie doch lediglich einen Drittel des nationalen Konsums. Doch das Image einer Weinregion ist eng verbunden mit ihrer Exportkapazität. Die geringen produzierten Mengen machen es schwierig, den quantitativen Erfordernissen der internationalen Märkte zu entsprechen.